Internationaler Frauentisch - Rückblick

Der "Internationale Frauentisch"

(gegründet und begleitet von Frau L. Rössler)

Der "Internationale Frauentisch" ist mehr als ein Deutschkurs, sondern gelebte Integration im gesellschaftlichen Miteinander. Jede Frau, gleich welcher Nationalität und Religion, ist herzlich willkommen!

 

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Luise Rössler, Leiterin und Initiatorin des "Internationalen Frauentisch" konnte für die Integrationsmaßnahme "Deutschkurs B1 mit Zertifikat" Regina Caesar als qualifizierte Lehrerin des Bfz und der VHS engagieren, nachdem die finanzielle Unterstützung durch den Evang.-Luth. Gemeindeverein Höchstädt a.d. Donau beschlossen war.
So trafen sich in der Zeit von Oktober 2009 bis Ende März 2010 jeden Montag zehn Frauen mit Migrationshintergrund zu diesem Deutschkurs. "Deutsch B1", das bessere Chancen auf einen Arbeitsplatz bietet, aber auch die Prüfung für die Einbürgerung ermöglicht.

Ende März 2010 nun konnten alle Teilnehmerinnen den Deutschkurs erfolgreich beenden. Besonders erfolgreich war Xhevrije Muhagjeri, die zusätzlich die Einbürgerungsurkunde erworben hat.

Mit kleinen Geschenken und großem Applaus verabschiedeten die Frauen vom "Internationalen Frauentisch" ihre Lehrerin Regina Caesar. Auch Pfr. J. Eberhardt und Luise Rössler bedankten sich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit!

Rückblick

Donau Zeitung, 05.02.2010

Ein Frauentisch zur besseren Lebensbewältigung

Höchstädt "Tagesablauf", so lautet das Thema im Deutschkurs beim "Frauentisch" im evangelischen Gemeindezentrum in Höchstädt. Und Giselle Eschweiler übt intensiv. "Um 1 Uhr putze ich, um viertel vor fünf kommt meine Tochter", sagt die Argentinierin. Was kommt danach?" Machen Sie genaue Zeitangaben", fordert Lehrerin Regina Caesar die Frauen auf. "Um sechs Uhr bereite ich das Abendessen vor", antwortet Giselle Eschweiler.

Sie gehört zu etwa einem Dutzend Teilnehmerinnen am Frauentisch, den die ehemalige Stadträtin Luise Rössler ins Leben gerufen hat. Die Höchstädterin verfolgt ein Ziel: "Integration durch Information und deutsche Sprache". Natalia Geiser hat ein ganz konkretes Ziel, sie will ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Vor 14 Jahren ist die einstige Molkerei-Laborantin aus der kasachsischen Stadt Pavlodar nach Deutschland gekommen. "Ich wollte immer, dass mein Diplom als Laborantin anerkannt wird." In der Vergangenheit besuchte die Mutter bereits bei Kolping einen PC-Kurs.

Ähnlich ist es bei Xhervrije Muhagjeri, die vor etwa neun Jahren dem Kosovo den Rücken gekehrt hat. Sie ist gelernte Krankenschwester. "Ich brauche die deutsche Sprache, um eine Arbeit zu finden", sagt sie. Zudem lernt Xhervrije Muhagjeri gerade für den Einbürgerungstest im Februar.

Eine Stelle möchte auch Maria Scheck finden: "Ich kann nicht einfach da sitzen und nichts tun", meint die Näherin aus Kasachstan, die seit 20 Jahren im Landkreis lebt. die 56jährige will ihre Qualifikation verbessern. Und der Frauentisch hat für sie noch einen weiteren Sinn: "Da komme ich raus aus dem Haus und kann mich unterhalten." Der Kontakt zu anderen Frauen ist es, der auch Galina Gräfenstein ins Gemeindezentrum lockt.

Regina Caesar ist inzwischen zum nächsten Kapitel übergegangen. "Das Kind ist krank, wir schreiben für die Schule eine Entschuldigung", sagt sie und teilt Zettel als Hausaufgabe aus. Es gibt einen verhaltenen Protest. "Ich mochte nie schreiben", sagt eine Frauentisch-Besucherin.

Lehrerin Regina Caesar formuliert das Ziel: "Die Deutschkenntnisse verbessern, um mit dem Leben besser zurecht zu kommen." Die schlechen Deutschkenntnisse seien meist schuld daran, dass diese Frauen mit Migrationshintergrund keine Arbeit fänden, sagt Rössler, die für ihr Engagement für Familien mit Migrationshintergrund mit der Silberdistel unserer Zeitung geehrt wurde. Die meisten Teilnehmerinnen des Frauentischs hätten kleine Kinder, kein Auto - und seien deshalb nicht in der Lage, beispielsweise den Deutschkurs "B1" in Dillingen zu besuchen. Denn der findet vormittags statt.

Zwei Euro zahlen die Teilnehmerinnen pro Deutschstunde in einer Kasse dazu. Den Löwenanteil der Kosten übernehmen der evangelisch-lutherische Gemeindeverein Höchstädt, der als Träger auch den Raum zur Verfügung stellt, und Sponsoren. Beim Frauentisch geht es nicht nur um die Verbesserung der Deutschkenntnisse, sondern um das gesellschaftliche Miteinander. Luise Rössler hat Referenten zu verschiedensten Themen eingeladen. Oft spricht sie beim zweistündigen Frauentreff selbst, zum Beispiel über den Aufbau eines Vereins am Beispiel der SSV Höchstädt.

Bis Ende März wird der Deutschkurs mit Regina Caesar dauern. Und bis dahin werden die Frauen weiter realistische Alltagssituationen üben. Giselle Eschweiler tut dies: "Um acht Uhr geht meine Tochter ins Bett", sagt sie: "Und dann schauen wir noch ein bisschen fern."
      

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